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Neuer Pop-Song von Exil-Iraner Sasy sorgt für Ärger bei den Mullahs

Millionen Menschen im Iran feiern derzeit ein verbotenes Musikvideo von dem im Exil lebenden Popstar Sasy, das von der staatlichen Zensur verboten wurde. Der Herausgeber der gemäßigten Website Rouydad24 in Teheran, Farhad Farzad, führte das „Problem“ des Videos laut IranIntl auf seine „Farbe, seinen Rhythmus und seinen Sexappeal“ zurück, die es in der iranischen Unterhaltungsindustrie - insbesondere im Staatsfernsehen - nicht gibt.




Der in Los Angeles lebende Künstler macht vor allem Pop-Musik und ist im Iran ein gefeierter Star. Schulkinder und Großeltern singen und tanzen zu seinen Liedern, Jugendliche spielen sie laut in ihren Autos ab. Sein neuestes Lied „Leila’s Brothers“ ist dem Regime aber ein extremes Dorn im Auge – vor allem das Musikvideo. Der Song, benannt nach einem verbotenen iranischen Film, verspottet nämlich eine Kindersendung im iranischen Staatsfernsehen und kritisiert iranische Beamte und ihre wichtigste Propagandamaschine, das Staatsfernsehen, für ihre Heuchelei scharf.


Die Social-Media-Plattform, Soroush, die von der Regierung gesponsert wird, um dem „kulturellen Ansturm“ ausländischer Einflüsse entgegenzuwirken, bot zwischenzeitlich sogar einen Link zu dem Musikvideo – was natürlich zu einem Sturm der Entrüstung von Klerikern, Staatsbediensteten und Zensoren und zur Verhaftung des Geschäftsführers Farhad Moradi führte. Er wurde inzwischen wieder gegen Kaution freigelassen.


In einigen Kommentaren, die unter den Nachrichten über die Verhaftung veröffentlicht wurden, hieß es, die Regierung solle die Soroush-Plattform schließen und ihr Budget einer Wohltätigkeitsorganisation spenden. In einem weiteren Kommentar wurde vorgeschlagen, dass die Menschen eine Kundgebung veranstalten und den Obersten Führer Ali Khamenei auffordern sollten, den Künstler verhaften zu lassen. Der Kommentar ging sogar so weit, dass die iranischen Geheimdienste ihre Beamten ins Ausland schicken sollten, um Sasy zu töten.

Bevor der Song das erste Mal beim US-iranischen Radiosender Javan gespielt worden war, wurde er zunächst mit einem Teaser fleißig auf Social Media beworben – was dazu führte, dass sich elf Millionen Menschen den Teaser in den ersten 24 Stunden ansahen und noch mehr Menschen ihre Satellitenfernseher einschalteten, um den Videoclip zu sehen.


Es ist nicht Sasys erstes Lied, das dem Regime aufstößt: Eines seiner älteren Videos zu seinem Song „Gentleman“ sorgte auch schon für große Entrüstung – so sehr, dass einige Lehrer entlassen worden waren, nachdem die Behörden herausgefunden hatten, dass deren Schülerinnen und Schüler bei Schulversammlungen zu der Melodie tanzen und das Lied gemeinsam singen. Die Lieder werden immer wieder kontrovers diskutiert, weil ihre Inhalte natürlich im krassen Kontrast zu den islamisch fundamentalistischen Ideen der Islamischen Republik stehen. Ungünstig für das Regime ist auch, dass textliche Inhalte, Sprüche, Redewendungen oder Wortschöpfungen Musik in den Wortschatz der iranischen Jugend gefunden haben und den Sprachschatz der Generation Z im Iran ordentlich füttern – ein Problem natürlich, denn genau diese Generation ist es, die die Protestwelle im Land nach der Ermordung von Jina Mahsa Amini mit angeführt hat und auch jetzt vor allem durch zivilen Ungehorsam seinen Widerstand zum Ausdruck bringt.

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