Die wichtigsten News und Stimmen der Woche, jeden Freitag auf iran-revolution.com abgemischt. Diesmal: Angeblicher US-Iran-Nuklear-Deal sorgt für Wirbel. Regime präsentiert Hyperschallrakete und will Marinebündnis mit Golfstaaten. Sanktionen gegen ArvanCloud. Inflation auf Rekordkurs. Shole Pakravan über das Vermächtnis der getöteten Tochter Reyhaneh Jabbari. Was der letzte Schah für Iran wollte.
Angeblicher US-Iran-Nuklear-Deal sorgt für Wirbel
Schließen die USA und der Iran ein Interimsabkommen, nach dem Teheran sein Atomprogramm im Gegenzug für Sanktionserleichterungen einschränkt? So berichtet es zumindest Middle East Eye unter Berufung auf einen iranischen Beamten und eine Person, die den Verhandlungen nahe stehe. Entsprechende Gespräche – angeführt vom US-Sondergesandten für den Iran, Rob Malley, und dem iranischen Botschafter bei den Vereinten Nationen, Amir Saeid Iravani – hätten auf amerikanischem Boden stattgefunden, was eine bemerkenswerte Entwicklung im diplomatischen Prozess darstelle. Konkret würde sich der Iran verpflichten, seine Aktivitäten zur Urananreicherung von mehr als 60 Prozent einzustellen und seine Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zur Überwachung und Überprüfung seines Atomprogramms fortzusetzen. Im Gegenzug würde es Teheran gestattet, bis zu einer Million Barrel Öl pro Tag zu exportieren und Zugang zu seinen Einkünften und anderen eingefrorenen Geldern im Ausland zu erhalten.
Laut Reuters haben beide Seiten den Bericht dementiert. Was das Wall Street Journal nicht davon abhält, den Iran-Kurs der Biden-Regierung zu kritisieren. Die Vernachlässigung der Verbündeten am Golf und der Versuch, das Atomabkommen wiederzubeleben, sei ein „Rezept für regionale Instabilität“. Auch Foreign Affairs erkennt eine „riskante neue Strategie“, um Teheran von der Atomenergie abzuhalten.
NEWS
Regime präsentiert Hyperschallrakete
Die Revolutionsgarden haben Irans erste Hyperschallrakete vorgestellt, die Berichten zufolge eine Reichweite von 1.400 Kilometern (oder 870 Meilen) hat. Angeblich kann die neue Rakete „die fortschrittlichsten antiballistischen Raketensysteme der Vereinigten Staaten und des zionistischen Regimes, einschließlich Israels Iron Dome“ umgehen. Derweil haben die USA Sanktionen gegen sechs Unternehmen und sieben Personen in Iran, China und Hongkong verhängt, die Technologie und Teile für die ballistischen Raketen- und Militärprogramme der Islamischen Republik beschafften.
Iran strebt Marinebündnis mit Golfstaaten an
Das Bestreben des Teheraner Regimes, eine neue Marinekoalition mit den arabischen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans zu bilden, zielt auf die Schwächung der amerikanischen Dominanz in den Küstenregionen.
USA verhängen Sanktionen gegen ArvanCloud
Das iranische Regime versucht, ein abgeschottetes nationales Intranet aufzubauen, damit es das Internet besser abschalten kann. Beim Aufbau dieser Infrastruktur hilft die Firma ArvanCloud, die durch Recherchen von netzpolitik.org, taz und Correctiv international in die Schlagzeilen geriet. Nun belegen auch die USA das Unternehmen mit Sanktionen.
Irans Inflation auf Rekordkurs
Die jüngsten Zahlen der iranischen Zentralbank zeigen, dass die Inflation im April ein Niveau erreicht hat, das es seit der anglo-sowjetischen Invasion im Jahr 1942 nicht mehr gegeben hat.
Justiz der Islamischen Republik unter dem Kommando des IRGC
Gehackte Dokumente der Hacktivistengruppe "Ghyam Sarnegouni" (Aufstand bis zum Untergang) geben einen unschätzbaren Einblick in das Repressionssystem der Islamischen Republik und zeigen deutlich, wie die Justiz als verlängerter Arm des Sicherheitsapparats agiert.
ANALYSE & STIMMEN
Shole Pakravan: „Wenn wir nicht einig sind, können sie uns alles aufzwingen“
Der Fall dieser jungen Iranerin ging um die Welt: Als 19-Jährige wurde Reyhaneh Jabbari 2007 fast vergewaltigt. Doch sie setzte sich zur Wehr und stach den Angreifer nieder. Nach einem Schauprozess wurde sie wegen vorsätzlichen Mordes zum Tod durch den Strick verurteilt. Sieben Jahre saß sie im Todestrakt und wurde nicht müde, sich für Frauenrechte und für ihre Mithäftlinge einzusetzen. Ihre Mutter, die prominente Schauspielerin Shole Pakravan, kämpfte um das Leben der Tochter – und hat den Kampf auch nach Reyhanehs Hinrichtung 2014 nicht aufgegeben.
Was der letzte Schah für Iran wollte: Die „Weiße Revolution“
Den diffusen negativen Eindrücken von Schah Mohammad Reza Pahlavi als „bösen Diktator“ steht einer der wichtigsten Aspekte seines politischen Wirkens gegenüber: Die „Weiße Revolution“.
Free Human: „Kunst ist eine der stärksten Waffen“
„Free Human“ heißt eine Initiative aus Köln, die im September 2022 gegründet wurde: knapp über ein Dutzend Frauen und Männer mit und ohne iranische Wurzeln organisieren Informationsabende, initiieren Menschenketten und Mahnwachen sowie Demos. Zoya Sepehri, eine der AktivistInnen, stellt die Initiative vor und beschreibt die aktuelle Lage im Iran.
MENSCHEN
Mohammad Javad Zarif, ehemaliger Außenminister und heute Professor an der Universität Teheran, hat die iranische Regierung für ihre unflexible und unrealistische Politik kritisiert, die in der Diplomatie versagt habe. IranIntl analysiert das Echo.
Afra, in Teheran lebende politische Aktivistin, hat ihre eigene Empfindung und die der Menschen in ihrer Umgebung beschrieben. Ein Fazit: Protestierende im Iran sind enttäuscht vom Westen.
Nahid Taghavi, deutsch-iranische Menschenrechtsaktivistin, befindet sich laut einer Mitgefangenen in einem lebensbedrohlichen Zustand. Sie habe solche Schmerzen, dass sie sich kaum bewegen könne.
Mansoureh Sagvand, ehrenamtlichen Mitarbeiterin der Polizei, war tot aufgefunden worden, kurz nachdem sie ihre ehrenamtliche Mitarbeit bei der Polizei der südwestiranischen Stadt Khorramabad aufgekündigt hatte. Ein verdächtiger Tod.
Ayatollah Ali Khamenei, Oberster Führer des Iran, hat vor Kompromissen mit dem Westen gewarnt. „Taktische Kompromisse“ mit „den Feinden“ würden deren Feindschaft nicht verringern. Protestierende nannte er „Abschaum“, „naiv“ und „sentimental“.
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