Die Äußerungen von William Burns erfolgten nur wenige Tage nach der Entdeckung von auf 84 Prozent angereichertem Uran durch IAEO-Inspektoren.
Der Iran könnte zwar innerhalb von Wochen waffenfähiges Uran anreichern, aber die Vereinigten Staaten glauben nicht, dass Teheran dies auch tatsächlich tun wird, sagte CIA-Chef William Burns vergangenen Samstag. Burns äußerte sich in der CBS-Nachrichtensendung Face the Nation nur wenige Tage, nachdem Inspektoren der US-Atomaufsichtsbehörde in der Islamischen Republik Uran entdeckt hatten, das auf 84 Prozent angereichert war und damit knapp unter der 90-Prozent-Marke liegt, die als »militärische Qualität« gilt (wir berichteten).
»Soweit wir wissen, hat Khamenei noch keine Entscheidung getroffen, das Waffenprogramm wieder aufzunehmen, das nach unserer Einschätzung Ende 2003 ausgesetzt oder gestoppt wurde«, meinte Burns. »Aber die anderen beiden Beine des Stuhls«, von den das Zentrifugenprogramm eines ist, »sind offensichtlich sehr weit fortgeschritten, sodass eine Urananreicherung auf 90 Prozent nur noch eine Frage von Wochen ist, sobald sich der Iran entschließt, diese Grenze zu überschreiten.«
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Auch bei einem weiteren der »Stuhlbeine«, bei den Raketen- bzw. Trägersystemen, »das heißt, bei der Fähigkeit, eine Atomwaffe zu ihrem Einsatzort zu transportieren«, hab der Iran ebenfalls Fortschritte gemacht. »Wir sehen zwar keine Anzeichen für eine letztlich Entscheidung, aber es gibt meiner Meinung nach in allen Bereichen Entwicklungsfortschritte in besorgniserregendem Tempo.«
Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO erklärte am Montag, Gespräche zu führen, um zu klären, auf welche Weise Teheran das kürzlich gefundene Material angehäuft habe. Bereits Anfang des Monats hatte die IAEO dem Iran vorgeworfen, die Verbindung zwischen den beiden Kaskaden fortschrittlicher Zentrifugen in seiner Anlage in Fordo verändert zu haben. Dies wurde bei einer unangekündigten Inspektion am 21. Januar in der Fordo Fuel Enrichment Plant (FFEP) entdeckt, einer in einen Berg gebauten Anlage, in der die Inspektoren ihre Kontrollen verstärkten, nachdem Teheran bekannt gegeben hatte, seine Urananreicherung drastisch erhöht zu haben.
Ein von der Nachrichtenagentur Reuters zitierter Diplomat deutete an, dass das zu 84 Prozent angereicherte Uran am selben Ort gefunden wurde wie die neu konfigurierten Zentrifugenkaskaden bzw. -cluster.
Militärische Drohung einziges Abschreckungsmittel
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu sagte vergangene Woche, die Geschichte habe gezeigt, dass Schurkenstaaten nicht davon abgehalten werden können, Atommächte zu werden, wenn es keine glaubwürdige militärische Drohung oder tatsächliche militärische Aktionen gibt.
Netanjahu verwies dabei auf die jüngste Geschichte diverser nach Atomwaffen strebender Länder: »Eines davon war Saddam Husseins Irak. Hussein wurde durch militärische Gewalt gestoppt – durch unsere. Ein anderes, nämlich Syrien, versuchte, Atomwaffen zu entwickeln. Auch dies wurde durch eine Militäraktion gestoppt – durch unsere. Ein drittes, das Libyen von Muammar Gaddafi, strebte Atomwaffen an, gab dies aber [aufgrund] der Androhung einer Militäraktion auf – durch die Vereinigten Staaten. Nordkorea konnte Atomwaffen herstellen, weil dem nicht entgegentreten wurde wurde und keine militärische Aktion drohte«, sagte der Premierminister.
»Jetzt haben wir den Iran, der versucht, [Atomwaffen] zu entwickeln. Er stoppte sein Programm 2003 für ein Jahr, da er befürchtete, Amerika würde nach dem Golfkrieg auch gegen ihn vorgehen. Also wandelte er es in ein geheimes Programm um, das durch verschiedene sogenannte zivile Forschungsorganisationen getarnt wurde.«
Aber der Iran habe hat weitergemacht«, fuhr Netanjahu fort, »wenn auch mit einiger Verzögerung aufgrund von Sanktionen und verschiedenen Maßnahmen Israels. Die Sanktionen wurden jedoch nur deshalb verhängt, weil die Amerikaner sagten: ›Dieser verrückte Kerl in Jerusalem [Netanjahu] wird den Iran bombardieren, wenn wir nicht etwas tun.‹ So kam der Iran an den Verhandlungstisch … und hat [2015] ein lausiges Atomabkommen abgeschlossen.«
Diese Beispiele, so resümierte der israelische Premierminister, »zeigen, dass das Einzige, das Schurkenstaaten tatsächlich von der Entwicklung von Atomwaffen abhält, eine glaubwürdige militärische Drohung oder eine tatsächliche militärische Aktion ist«. In diesem Zusammenhang berichteten israelische Medien berichteten in der vergangenen Woche, Netanjahu habe nach fünf geheimen Treffen die Leiter der Sicherheitskräfte angewiesen, die Vorbereitungen für einen möglichen Schlag gegen die iranischen Atomanlagen erheblich zu verstärken.
Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von mena-watch (Original-Text). (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)
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