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Explainer: die Volksgruppen im Iran

Der Iran, ein Staat zwischen Kleinasien und dem indischen Subkontinent, ist ein Vielvölkerstaat mit rund 85 Mio. Einwohnern. Seine geographische Lage führt zu einer hohen ethnischen Vielfalt. In der Verfassung steht, dass „Persisch als gemeinsame Sprache und Schrift des iranischen Volkes“ gilt. Beachtenswert ist jedoch, dass Persisch nur von jedem zweiten Iraner als Muttersprache gesprochen wird. Unsere Mitarbeiterin Simin gibt einen Überblick zu den Volksgruppen.


„Artikel 19 der Verfassung sichert allen ethnischen Gruppen gleiche Rechte zu. Doch die Realität ist davon weit entfernt“, schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). „Bis heute wird den Minderheiten schulischer Unterricht in der Muttersprache vorenthalten, aus Angst vor Separatismus.“


Perser


Perser stellen den größten Teil der Bevölkerung in der südlichen Provinz Fars und im gesamten Iran dar. Die offizielle Sprache Irans, Persisch, ist auch ihre Muttersprache. Die persische Kultur, insbesondere die Kunst der Dichtung, ist von großer Bedeutung. Berühmte persische Dichter sind u.a. Saadi Shirazi, Hafiz von Shirazund Rumi. „Alle Perser sind Iraner, aber nicht alle Iraner sind Perser“, so die bpb. Etwa 30-35% von 85 Mio. Iraner/innen gehören einer ethnischen Minderheit an.


Aserbaidschaner


Die größte ethnische Minderheit, mit ca. 20% der Gesamtbevölkerung, bilden Aserbaidschaner. Sie leben überwiegend im Nordwesten Irans, östlich des Kaspischen Meers. Ihre Sprache, Azari, gehört zu den Turksprachen. Zu weiteren Turkvölkern gehören die Turkmenen, Afscharen und die Qaschqai.



Frau mit kurdischer Tracht.

Kurden


Auf das Volk der Aserbaidschaner folgen die Kurden als zweitgrößte ethnische Minderheit. Sie machen etwa 10% der Iraner aus. Die türkischen und irakischen Grenzgebiete gehören zu ihren Hauptsiedlungsgebieten. Im Iran sprechen die Kurden Kurmandschi (Nordkurdisch) und Südkurdisch, welche zu den kurdischen Sprachengehören. Das kurdische Volk strebt seit eh und je nach Autonomie. Dies wird jedoch vom Staat bekämpft und die Pflege ihrer Sprache und Kultur streng begrenzt und kontrolliert.


Gilaker, Mazandaraner, Luren, Araber, Belutschen


Das Volk der Gilaker bewohnt die iranische Provinz Gilak am Kaspischen Meer und spricht Gilaki. Mazandaraner, aus der Provinz Mazandaran im Nordwesten Irans, sprechen Mazandarani. Die beiden Völker umfassen zusammen 8% der Bevölkerung.


Das Volk der Luren macht 6% der Bevölkerung aus. Sie bewohnen das Gebiet vom Zentrum um das Zagros-Gebirge im Westen Irans bis in den Südosten Iraks. Der persische Dialektcluster „Lori“ ist die Sprache der Luren.


Die iranischen Araber leben zwischen der Grenze zum Irak und der Hafenstadt Bandar Abbas am Persischen Golf; die Mehrheit von ihnen in der Provinz Khuzistan. Sie machen etwa 2% der Gesamtbevölkerung aus. Neben der Landessprache Persisch sprechen sie die Arabische Sprache mit eigenen Dialekten.


Ebenfalls 2% der Bevölkerung sind Belutschen. Ihre Sprache Belutschi gehört zu den iranischen Sprachen. Die Provinz Sistan und Belutschistan zählt zu den ärmsten und unterentwickeltsten Regionen des Iran. Die Belutschen kämpfen um Freiheit für ihre Kultur und Sprache und fordern größere Autonomie. Ihre Bestrebungen werden jedoch vom iranischen Regime unterdrückt.


„Trotz aller Verschiedenheiten und separatistischen Erscheinungen pflegen viele Iraner – durch alle Volks- und Minderheitengruppen hindurch – ein unerwartet starkes gemeinsames National- und Geschichtsbewusstsein“, fasst die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte zusammen. „Mit wachsendem Druck von Außen erstarkt dieses Gemeinschaftsgefühl zusammen mit der Solidarität und Identifikation mit der iranischen Nation und ihren Zielen. Daran ändern Ungereimtheiten und Ungerechtigkeiten des aktuellen Regimes kaum etwas.“



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