Israels Beziehung zu Saudi-Arabien wird durch dessen Abkommen mit dem Iran nicht beeinträchtigt, die Rivalität beider Länder bleibt unverändert. Von Gregg Roman
Das von China vermittelte Abkommen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran sorgte in der vergangenen Woche für internationale Schlagzeilen. In den meisten Ländern wurde das Ereignis als eine mehr oder minder normale Nachrichten aufgenommen, in Israel hat es dagegen weit mehr Aufmerksamkeit erfahren.
Der Kampf zwischen Israel und dem Iran ist kein Geheimnis, ebenso wenig wie der Wunsch des Iran, Israel zu vernichten. Es handelt sich um einen Langzeitkonflikt, der andere Länder als Teil eines Kampfes um Werte und Weltanschauungen einbezieht. Sowohl Israel also auch der Iran versuchen dabei, den Kreis der Nationen, die auf ihrer jeweiligen Seite stehen, zu erweitern.
Anders als vielfach angenommen, hat das Abkommen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran jedoch keine große Bedeutung für den Kampf zwischen Israel und dem Iran. Es stimmt, dass Israel alle derartigen politischen Vereinbarungen durch das Prisma des Konflikts mit dem Iran und seiner Interessen darin betrachtet. Das ist verständlich, denn der Konflikt wird als existenziell angesehen.
Seit vielen Jahren gibt es Berichte über geheime Verbindungen und gemeinsame Interessen zwischen Saudi-Arabien und dem jüdischen Staat. Insbesondere, so heißt es, sehen beide den Iran als einen gemeinsamen Feind. Nach der Unterzeichnung des Abraham-Abkommens und vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Saudi-Arabien und Iran gab es inoffizielle Gespräche darüber, die geheimen Beziehungen öffentlich zu machen.
Die Atmosphäre, in der Amerikas ehemaliger Präsident Donald Trump den Normalisierungsprozess zwischen Israel und einigen arabischen Staaten förderte, änderte sich allerdings mit dem Regierungswechsel in den USA.
Nach der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi distanzierten sich die USA von Saudi-Arabien. Vielleicht aus Rache kam das Königreich daraufhin der Aufforderung der USA nicht nach, die Ölproduktion zu erhöhen und den Anstieg der Ölpreise nach der russischen Invasion in der Ukraine zu dämpfen.
Als Saudi-Arabien merkte, dass sich die Beziehungen zu den USA nicht verbesserten, wurde es in den Augen von Amerikas Rivalen China relevant. Das ist die wahre Geschichte.
In Israel sorgte das Abkommen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran für Schlagzeilen, weil man befürchtete, dass der Iran stärker werden und sein Atomprogramm weiter vorantreiben könnte, das immer mehr an Fahrt gewinnt. Man geht davon aus, dass ein solches Abkommen dem unerklärten Frieden zwischen Saudi-Arabien und Israel schadet. Praktisch gesehen wird es jedoch kaum Auswirkungen haben.
In Wirklichkeit geht es bei dem Abkommen vor allem um China, das seinen internationalen Status stärken will. Saudi-Arabien wird nicht aufhören, den Iran als Rivalen zu sehen, und es wird seine geheimen Beziehungen zu Israel nicht beenden. Vielleicht wird es die Situation ausnutzen, um den nicht enden wollenden Bürgerkrieg im Jemen zu entschärfen, aber das ist jetzt Chinas Problem.
Die Konkurrenz zwischen Saudi-Arabien und dem Iran ist Teil eines langjährigen Kampfes, der in der Feindschaft zwischen Sunniten und Schiiten wurzelt. So wie frühere Versuche des Irans und Saudi-Arabiens, die Beziehungen zu normalisieren, gescheitert sind, wird auch dieser Versuch voraussichtlich scheitern. Zumindest wird er den Interessen Israels nicht schaden.
Gregg Roman ist der Direktor des Middle East Forum in Philadelphia. Der Artikel ist auf Englisch beim Jewish News Syndicate erschienen. Übersetzung von Florian Markl.
Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von mena-watch
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