Einsatzkräfte der Islamischen Republik haben am Sonntag einen Verwandten des 9-jährigen Jungen erschossen, der während der Proteste im November ermordet worden war. Dies geschah, als sich Angehörige und lokale Bevölkerung am Grab des 9-Jährigen versammelten, um an seinem Geburtstag an ihn zu erinnern. Der 9-jährige Kian Pirfalak war getötet worden, als Sicherheitskräfte in der Stadt Izeh im November vergangenen Jahres ohne ersichtlichen Grund auf das Auto seiner Familie schossen. Über Nacht wurde das Kind in den sozialen Medien und bei Straßenprotesten zu einem Symbol für die Brutalität des Regimes.
An seinem 10. Geburtstag am 11. Juni versammelten sich Angehörige des Jungen und Einwohner*innen von Izeh in der Provinz Khuzestan am Kians Grab. Polizei und Kräfte der Revolutionsgarde waren vor Ort und versuchten, mögliche Proteste zu verhindern. Dabei wurde Pouya Molaei-Rad, ein 21-jähriger Student und Cousin von Kians Mutter, von Sicherheitskräften in der Nähe des Friedhofs unter ungeklärten Umständen erschossen. Augenzeugen berichten, es habe eine Konfrontation mit der Polizei gegeben. Ein Video zeigt zahlreiche Schusswunden in seiner Brust.
Der Sicherheitsapparat und die Staatsanwaltschaft der Stadt behaupten, der junge Mann sei mit drei Polizisten zusammengestoßen, als er mit einem Pkw in Richtung des Friedhofs fuhr. Er habe einen Polizisten angefahren und ihn getötet, sagt die Staatsanwaltschaft. Danach sei er mehrfach angeschossen worden und später im Krankenhaus verstorben. Das Aussehen der Wunden auf der Brust des Opfers wirft jedoch Zweifel daran auf, dass er im Auto erschossen wurde. Auch die Umstände der Schießerei sind unklar. Während einige sagen, er sei beim Fahren durch das plötzliche Auftauchen von Sicherheitskräften auf der Straße überrascht worden, behaupten die Sicherheitskräfte, er habe die Sicherheitsbeamten absichtlich angefahren.
Der Vorfall hat sich zu einem neuen Schlachtruf für alle Regimegegner*innen im Iran und im Ausland entwickelt. Als Kian Pirfalak am 18. November zu Grabe getragen wurde, hatte seine Mutter Mahmonir Molaei-Rad eine leidenschaftliche Rede am Grab ihres Sohnes gehalten. Sie übermittelte eine Botschaft des Protests an den Obersten iranischen Führer Ali Khamenei, den sie dabei für die Ermordung ihres Sohnes direkt verantwortlich zu machen schien. Nun werfen staatliche Medien und Nutzer*innen der sozialen Medien, die Staatspropaganda verbreiten, Mahmonir Molaei-Rad vor, ihren Cousin dazu aufgehetzt zu haben, die Sicherheitskräfte zu überfahren. Sie fordern die Staatsanwaltschaft und den Geheimdienst auf, Kians Mutter festzunehmen und juristisch zu verfolgen. In den vergangenen Monaten hatte die Familie von Kian Pirfalak immer wieder betont, dass sie den Staat und die Sicherheitskräfte für den Mord an dem Kind verantwortlich macht.
Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des IranJournal
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