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Menschenrechts-Aktivistin berichtet von Missbrauch und Folter – aus dem Gefängnis heraus

Es ist ein Wunder, dass sie noch am Leben ist: Seit Jahren kämpft Narges Mohammadi für Menschenrechte im Iran – und zwar aus dem Gefängnis heraus. Jetzt ist es Mohammadi erneut gelungen, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. In einem Brief an die britische BBC und auf Twitter berichtet sie, wie Frauen, die bei den jüngsten Protesten gegen die Regierung festgenommen wurden, sexuell und körperlich missbraucht werden.



Wer ist Narges Mohammadi?


Die frühere Stellvertreterin von Shirin Ebadi im iranischen Menschenrechtszentrum in Teheran sitzt seit 2015 in Haft. Die Menschenrechtsaktivistin hatte unter anderem eine Kampagne gegen die Todesstrafe in Iran organisiert und wurde zu insgesamt 16 Jahren Haft verurteilt. Aus dem Gefängnis heraus spielt die gerade erst mit dem Olof-Palme-Preis 2023 ausgezeichnete Aktivistin weiterhin eine zentrale Rolle für die Frauenbewegung. 2020 veröffentliche sie beispielsweise ein Buch: „Weiße Folter“ enthält Interviews mit zwölf weiblichen politischen Gefangenen in iranischen Gefängnissen.


Was berichtet Mohammadi aus den Gefängnissen?


In einem Brief an die BBC hat Mohammadi jetzt die aktuelle Situation in den Gefängnissen geschildert. Sie zeigt, wie Frauen sexuell und körperlich missbraucht werden. Solche Übergriffe seien bei den jüngsten Protesten häufiger geworden.


Einige der Frauen, die während der jüngsten Demonstrationen verhaftet wurden, seien in die Frauenabteilung des Evin-Gefängnisses verlegt worden – wo sie Mohammadi schockierende Details über Misshandlungen schilderten, denen sie ausgesetzt waren. Einer bekannten Aktivistin seien im Fahrzeug, das sie ins Gefängnis brachte, Hände und Beine an einem Haken über ihrem Kopf gefesselt worden - worauf sie dann von Sicherheitsbeamten sexuell missbraucht worden sei.


Mohammadi schreibt in dem Brief an die BBC, dass – auch wenn die Berichterstattung über die Misshandlungen zu Einschüchterungen der Familien der inhaftierten Frauen führen könne – sie es für notwendig halte, die Geschehnisse aufzudecken.

„Diese Verbrechen nicht aufzudecken, würde dazu beitragen, dass diese repressiven Methoden gegen Frauen weiter angewandt werden“.


Am Ende des Briefs schreibt Mohammadi laut BBC, dass die „tapferen, widerstandsfähigen, lebendigen und hoffnungsvollen Frauen“ im Iran den Sieg erringen werden. „Der Sieg bedeutet, Demokratie, Frieden und Menschenrechte zu etablieren und die Tyrannei zu beenden. Wir werden nicht nachgeben.“


Isolationshaft ist „weiße Folter“


Iranintl berichtet derweil von Mohammadis jüngsten Instagram-Veröffentlichungen. Dort habe sie Namen von 58 Gefangenen veröffentlicht und die Bedingungen, unter denen diese Frauen festgehalten werden, beleuchtet. Die Isolationshaft in Abteilungen, die vom Geheimdienstministerium und der Revolutionsgarde kontrolliert werden, seien „grobe Menschenrechtsverletzungen und Akte weißer Folter“; 57 der 58 weiblichen Gefangenen „hätten „schreckliche unmenschliche Folterungen“ erlitten. Die meisten dieser Frauen, vor allem diejenigen, die seit langem in Einzelhaft sitzen, litten an Komplikationen und Krankheiten, die durch die Isolationshaft verursacht werden.






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