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„Forbidden Voices“: Fotoserie über das Gesangsverbot für Frauen im Iran

Der Iran blickt auf ein lange Tradition von Sängerinnen zurück. Vor der Islamischen Revolution von 1979 gab es eine Reihe von Sängerinnen, wie Hayden, Pari Malek oder Googosh, die sogar international bekannt wurden. Doch nach der Islamischen Revolution nahm der Einfluss des Klerus rapide zu. Die Betätigungsmöglichkeiten der Sängerinnen wurden immer weiter eingeschränkt, bis es schließlich zu einem öffentlichen Gesangverbot für Frauen kam.


An der Gesetzeslage hat sich seit den 80er Jahren kaum etwas geändert. Öffentlichen Auftritte und Publikationen sind genehmigungspflichtig. Genehmigungen für weibliche Solo-Auftritte werden sehr selten, und für entsprechende Publikationen (Tonträger) so gut wie gar nicht erteilt. Zuwiderhandlungen werden mit Geld- oder Gefängnisstrafe und in Ausnahmefällen mit Peitschenhieben bestraft.


Nichtsdestotrotz gibt es im Iran Frauen, die versuchen, sich als Sängerinnen künstlerisch zu betätigen. Durch seine Arbeit und Recherchen lernte der Fotograf Stephan Lucka klassische Sängerinnen, HipHop-Künstlerinnen, Pop- und Jazzsängerinnen und traditionelle Künstlerinnen kennen und hat sie für die Fotoserie aus dem Jahr 2018 „Forbidden Voices“ abgelichtet.


Mehr Infos dazu auf der Projektseite.


In Kürze erscheint in der Zeitschrift „Chrismon Plus“ eine Portraitserie von Stephan mit ProtagonistInnen in der iranischen Diaspora in Deutschland, die ihre Sicht auf die Revolution schildern.



 


„Freedom is the least I want“, sagt Meshkat zu mir, bevor sie ans Mikrofon geht und einen ihrer selbstkomponierten englischsprachigen Songs singt. Wir sind auf einer illegalen Jam-Session irgendwo in einer Privatwohnung im Norden Teherans. Meshkat ist Sängerin, 27 Jahre alt, doch die Freiheit in der Öffentlichkeit zu singen hat sie nicht. Frauen ist es im Iran verboten öffentlich zu singen.


Trotzdem gibt es im Iran ambitionierte Sängerinnen. Ich bin selbst Musiker und konnte mir nur schwer vorstellen, was ein Gesangsverbot wirklich bedeutet. Deshalb habe ich die Sängerinnen begleitet: Zu Auftritten, illegalen Jam-Sessions, Studiogigs, in die Musikschule und nach Hause.


Doch es geht um mehr als Musik. Die Sängerinnen stehen für eine junge, sich langsam wandelnde iranische Gesellschaft, im Paradoxon zwischen Tradition und Moderne. In der das statische Konstrukt von Religion und Staat der Dynamik der Globalisierung gegenübersteht. Auf der Suche nach neuer kultureller Identität.

Text & Fotos: Stephan Lucka


Fotos durch Anklicken vergrößern.



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